Die junge US-Amerikanerin aus dem Bundesstaat Minnesota wollte ursprünglich in die Fußstapfen ihres Vaters treten, der als Patentanwalt arbeitet, und strebte nach dem Bachelorstudium in Molekularbiologie und Philosophie eine juristische Laufbahn mit den Schwerpunkten Patentrecht und Gentechnik an. Über Kurse in Bioethik und Landwirtschaft kam sie dann allerdings mit dem Forschungsfeld chemische Ökologie in Berührung. Sie war fasziniert von den vielen Facetten der chemischen Kommunikation, derer sich Lebewesen bedienen, um sich anderen Organismen mitzuteilen: Die Begeisterung für diese neue Forschungsrichtung und die Liebe zu einem jungen deutschen Physiker führten sie schließlich nach Jena ans Max-Planck-Institut für chemische Ökologie. Unter der Anleitung des Direktors der Abteilung Molekulare Ökologie, Prof. Ian Baldwin, hat sie gelernt, wie eine Pflanze zu denken: Nämlich zu verstehen, dass die Pflanze nicht hilflos den vielen pflanzenfressenden Insekten oder Pathogenen ausgeliefert sein kann, sondern Möglichkeiten haben muss, sich zu wehren. Immer wieder machte die Wissenschaftlerin bei Freilandexperimenten unerwartete Beobachtungen: Neue Fraßschädlinge, hungrige Raubinsekten und Bestäuber, besonders Motten und Kolibris, nutzten die Tabakpflanzen für ihre Zwecke − und der Tabak bleibt bei Weitem nicht passiv: Er steuert durch gezielte Abgabe gasförmiger Substanzen und durch Bildung von Nektar und Nikotin das Verhalten der ihn umgebenden Tiere. Einige dieser Substanzen, mit denen der Tabak sich gegen seine natürlichen Feinde wehrt, hat sie genauer erforscht. Untersuchungen und Beobachtungen in der freien Natur sind extrem wichtig; im Gewächshaus allein ist eine solche Forschung unmöglich, so Meredith Schuman.
Die Faszination für die Wissenschaft und insbesondere für die chemische Ökologie wird Meredith Schuman auch zukünftig nicht loslassen, ob nun als Forscherin oder als Lehrende. Wissenschaft ist revolutionär, meint sie, eine Methode, die jeder lernen kann und mit deren Hilfe man die Welt nicht nur besser verstehen, sondern vielleicht auch ändern kann. Sie denkt dabei auch an den Nutzen der chemisch-ökologischen Forschung für die Landwirtschaft, die vor der Herausforderung steht, einer wachsenden Weltbevölkerung ausreichend Nahrung zu liefern − besonders in den unwirtlichen, von Pflanzenschädlingen bedrohten Regionen auf diesem Planeten.