‚Deep Learning‘ ist eine Schlüsseltechnologie, die bereits in vielen technischen Bereichen Einzug gehalten hat. Dabei lernt ein Computermodell direkt aus Bildern, Texten oder Tönen Klassifizierungen auf der Basis vorgegebener Algorithmen auszuführen. Ein so entstehendes Netzwerk lernt bzw. weiß ohne menschliches Zutun, auf welche Daten es sich stützen kann und welche Merkmale erlernt werden müssen. ‚Deep Learning‘-Anwendungen sind heute schon in sehr vielen verschiedenen Bereichen zu finden, wie z.B. bei der Entwicklung des autonomen Fahrens, bei Spracherkennungen und -übersetzungen und u. a. auch in der medizinischen Forschung und in der Mikrokopie bei der autonomen Bildauswertung.
Der Einsatz in der Mikroskopie erfordert eine perfekte Verbindung der ‚Deep Learning‘-Technologie mit einer neuen optischen Mikroskopie-Hardware. Die Entwicklung von solchen „Denkenden Mikroskopen“ ist für viele Bereiche der Wissenschaft und Technik von sehr großer Bedeutung, weil sich durch das ununterbrochene „eigenständige“ Lernen ganz neue Perspektiven eröffnen lassen. Prof. Ozcan wird in seinem Vortrag einen Überblick über einige seiner jüngsten Arbeiten zu neuronalen Netzwerken sowie zum Einsatz der ‚Deep Learning‘-Technologie bei der Weiterentwicklung der Computermikroskopie und Sensorsystemen geben und dabei auch biomedizinische Anwendungen diskutieren. Er wird darstellen, wie enorm die Einsatzmöglichkeiten von Technik mit „Künstlicher Intelligenz“ sind.
Aydogan Ozcan, geboren 1978, absolvierte sein Bachelor-Studium an der Bilkent University in Ankara (Electrical and Electronics Engineering Department), das er im Jahr 2000 abschloss. Danach nahm er sein Masterstudium an der Stanford University, Stanford, CA, USA, auf. Dort fertigte er später auch seine Dissertation (2005) am Electrical Engineering Department an. Im Anschluss daran forschte er an der Harvard Medical School und interessierte sich in dieser Zeit besonders für elektronische Anwendungen im medizinischen Bereich. Ozcan kam 2007 an die University of California, Los Angeles, CA, USA (UCLA) und ist derzeit Professor des Kanzlers an der UCLA sowie Professor am Howard Hughes Medical Institute (HHMI), wo er das Bio- und Nano-Photonik-Labor leitet. Darüber hinaus ist er als Associate Director des California NanoSystems Institute (CNSI) tätig.
Der renommierte Wissenschaftler ist Autor eines Buches und Mitautor von mehr als 500 peer-reviewed Publikationen in international anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften. Aydogan Ozcan hält mindestens 40 erteilte Patente; mehr als 20 weitere Erfindungen sind bereits angemeldet worden. Basierend darauf gründete er die Unternehmen CellMic LLC und Lucendi, Inc. mit, die durch das Weltwirtschaftsforum 2015 mit dem Prädikat „Technology Pioneer“ ausgezeichnet wurden.
Prof. Ozcan ist darüber hinaus Mitglied der American Association for the Advancement of Science (AAAS), der International Photonics Society (SPIE), der Optical Society of America (OSA), des American Institute for Medical and Biological Engineering (AIMBE), des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), der Royal Society of Chemistry (RSC) und der Guggenheim Foundation. Weiterhin erhielt er zahlreiche bedeutende Auszeichnungen für seine bahnbrechenden Beiträge zur computergestützten Bildgebung, Sensorik und Diagnose, darunter den Presidential Early Career Award for Scientists and Engineers, den World Technology Award on Health and Medicine, die Rahmi M. Koc Wissenschaftsmedaille, den National Geographic Emerging Explorer Award sowie den MIT's Technology Review TR35 Award.
Zu den „Noblen Gesprächen“ sind alle Interessierten am Donnerstag, den 07. November 2019 um 17:00 Uhr (Einlass ab 16:30 Uhr) ganz herzlich in den Hörsaal des Abbe-Zentrums am Beutenberg, Hans-Knöll-Straße 1, 07745 Jena eingeladen. Der Vortrag wird auf Englisch gehalten und der Eintritt ist frei.
Kostenlose Parkplätze stehen unterhalb des Abbe-Zentrums zur Verfügung. Bitte nutzen Sie auch öffentliche Verkehrsmittel.
Hintergrundinformationen:
Der Beutenberg-Campus Jena e.V. bildet ein Kompetenznetz aller auf dem Jenaer Beutenberg zusammengeschlossenen Forschungs-, Betreiber- und Gründerzentren und bündelt die Interessen von neun Forschungseinrichtungen und zwei bereits mehr als 50 Firmen betreuenden Technologiezentren sowie einer biotechnologisch ausgerichteten Firma.
Mit der öffentlichen Vortragsreihe „Noble Gespräche“ werden am Beutenberg Campus seit 2005 zweimal jährlich namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentiert, die ihre Forschung einem breit gefächerten Publikum in allgemeinverständlicher Form vorstellen. Die Vorträge behandeln aktuelle Themen aus Wissenschaft und Technik und werden in der Regel auf Deutsch gehalten.
Der Beutenberg-Campus Jena e.V. schreibt seit 2005 jährlich die Wissenschaftspreise „Lebenswissenschaften und Physik“ aus. Dabei werden hervorragende Arbeiten von Nachwuchswissenschaftler/innen des Beutenbergs gewürdigt. Die Preise sind mit jeweils 1000 Euro dotiert.
Die öffentliche Vortragsreihe „Noble Gespräche“ wird aus Mitteln der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert.