Infektionen mit dem Hepatitis C Virus (HCV) sind weltweit eine der Hauptursachen für akute und insbesondere chronische Lebererkrankungen. Man schätzt, dass weltweit ungefähr 71 Millionen Menschen eine chronische HCV Infektion haben, davon etwa. 250.000 Personen in Deutschland. Obwohl mit der erstmaligen molekularen Identifikation des Virus im Jahr 1989 klar wurde um welche Virusklasse es sich bei HCV handelt, war es viele Jahre nicht möglich, dieses Virus im Labor zu vermehren. Da das HCV ein obligater Zellparasit ist, der sich nur in einer lebenden Zelle vermehren kann, war es lange nicht möglich, diesen Erreger im Reagenzglas zu vermehren und die Wirksamkeit von Medikamenten gegen das HCV zu testen. Dieses Hindernis konnte mit Hilfe eines molekularbiologischen Tricks überwunden werden, was den Weg zum ersten HCV Zellkultursystem ebnete. Dieses
System erlaubte einerseits faszinierende Einblicke in die komplexe Wechselwirkung zwischen dem Virus und seiner Wirtszelle, andererseits lieferte dieses System die Grundlage für die Entwicklung neuer, effektiver Medikamente zur Behandlung der chronischen Hepatitis C.
Initial beruhte die Behandlung der HCV Infektion auf der Gabe von Interferon und Ribavirin. Diese Kombinationstherapie hatte jedoch häufig Nebenwirkungen und viele Patienten kamen für diese Behandlung nicht in Frage. Deshalb blieb initialeder therapeutische Erfolg sehr begrenzt. Dank des Zellkultursystems konnten jedoch neue Medikamente entwickelt werden, die erstmalig 2013 zugelassen wurden, zunächst in Kombination mit Interferon, und seit 2015 als alleiniger Wirkstoff, ohne Interferon. Mit diesen neuen Wirkstoffen konnte die Ansprechrate auf über 95 % gesteigert werden, d.h. fast jede Patient mit dieser chronischen Infektion e kann heute geheilt werden. Dieser Erfolg ist einmalig für eine chronische Virusinfektion und liegt ganz wesentlich an den Eigenarten des HCV. Mit welchen Hoffnungen neue antivirale Therapien verbunden sind und welche Hindernisse weiteren ehrgeizigen Zielen entgegenstehen, wird Prof. Bartenschlager bei den „Noblen Gesprächen“ erläutern.
Ralf Bartenschlager wurde 1958 in Mannheim geboren und ist ein international renommierter Virologe, der u. a. die Molekularbiologie von Flaviviren sowie die Pathogenese hepatotroper Viren erforscht. Nach der Schulausbildung absolvierte er zunächst eine Ausbildung bei der Polizei in Karlsruhe, bevor er sich 1981 für ein Studium der Biologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg entschied. 1990 promovierte er dort am Zentrum für Molekulare Biologie. Nach einer dreijährigen Postdoc-Zeit bei der Hoffmann-La Roche AG in Basel wechselte er an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, habilitierte sich 1999 und übernahm im Jahr 2000 die Professur für „Molekulare Virologie“ am dortigen Institut für Virologie. 2002 folgte er einem Ruf an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er bis heute den Lehrstuhl für „Molekulare Virologie“ innehat. Seit 2014 leitet er parallel dazu die Abteilung „Virus-induzierte Carcinogenese“ am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, wo er sich u. a. als Sprecher des Forschungsschwerpunktes „Infektion, Entzündung und Krebs“ engagiert. Außerdem ist Ralf Bartenschlager in zahlreichen Verbundprojekten aktiv sowie als Projektkoordinator und wissenschaftlicher Berater tätig.
Prof. Bartenschlager hat für seine Arbeiten auf dem Gebiet der molekularen Virologie zahlreiche Ehrungen und Preise erhalten, darunter die Aschoff-Medaille der Medizinischen Gesellschaft Freiburg (2006), den Lautenberger Forschungspreis (2013), den Robert-Koch-Preis (2015) sowie den Lasker~DeBakey-Preis für klinisch-medizinische Forschung (2016), der inoffiziell auch als amerikanischer Medizin-Nobelpreis gilt. Darüber hinaus ist er u. a. Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Hector Fellow Academy, der European Molecular Biology Organization (EMBO) und 1. Vizepräsident der Gesellschaft für Virologie.
Zu Beginn der „Noblen Gespräche“ wird der Vorstandsvorsitzende des Beutenberg-Campus Jena e.V., Prof. Peter Zipfel, Dr. Patrick Roberts als besten Nachwuchswissenschaftler des vergangenen Jahres mit dem Wissenschaftspreis „Lebenswissenschaften und Physik“ des Beutenberg-Campus Jena e.V. auszeichnen.
Der 27 jährige Archäologe ist bereits Gruppenleiter der Abteilung für Archäologie am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und wird für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Entwicklung stabiler Isotopen-Methoden zur Untersuchung von Interaktionen zwischen Mensch und Paläoklima, Paläoumwelt und Paläodiät sowie Paläomobilität als bester Nachwuchswissenschaftler des vergangenen Jahres geehrt. Er verfasste bereits mehr als 20 Publikationen, die u. a. in so renommierten Fachzeitschriften wie Science und Nature Plants, Nature Ecology and Evolution sowie PNAS veröffentlicht wurden.
Zu den „Noblen Gesprächen“ sind alle Interessierten am Donnerstag, den 25. Oktober 2018 um 17:00 Uhr (Einlass ab 16:30 Uhr) ganz herzlich in den Hörsaal des Abbe-Zentrums am Beutenberg, Hans-Knöll-Straße 1, 07745 Jena eingeladen. Der Vortrag wird auf Deutsch gehalten.
Der Eintritt ist frei. Kostenlose Parkplätze stehen unterhalb des Abbe-Zentrums zur Verfügung. Bitte nutzen Sie auch die öffentlichen Verkehrsmittel.