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HKI_Preise für Zink-Transporter und in Szene gesetzte Pilze

Auf der 47. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e. V. (DMykG) im September in Tübingen gingen gleich vier Preise für Publikationen und wissenschaftliche Poster an Wissenschaftler aus dem Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI). Prof. Bernhard Hube, Abteilungsleiter am HKI und Lehrstuhlinhaber an der Friedrich-Schiller-Universtät erhielt zudem eine Ehrenmitgliedschaft für die hervorragende Organisation des ISHAM-Kongresses 2012.

Der Pilz Candida albicans ist ein täglicher Begleiter des Menschen: im Mund, im Rachen oder im Verdauungstrakt. Doch bei einem angeschlagenen Immunsystem kann er sich im menschlichen Gewebe verbreiten und Infektionen verursachen. Dazu benötigt er unter anderem Zink. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Duncan Wilson ist es dem Italiener Dr. Francesco Citiulo aus der von Hube geleiteten Abteilung für Mikrobielle Pathogenitätsmechanismen gelungen zu dokumentieren, wie sich der Pilz mit lebenswichtigem Zink versorgt: Da die Wirtszelle Nährstoffe unter Verschluss hält, um den Pilz abzuwehren, benötigt dieser einen Helfer. Ein Molekül, das aus der Pilzzelle ausgeschieden wird, außerhalb – also im Wirt – Zink bindet und dieses einem Rezeptor übergibt. Der Rezeptor sitzt an der Außenwand der Pilzzelle und schleust das Zink hinein. Dieser Vorgang wurde bereits für das ebenfalls lebensnotwendige Element Eisen beschrieben, für Zink jedoch nicht. Ein herausragender Beitrag, der von der Stiftung der DMykG mit dem Publikationspreis und einem Preisgeld von 1.000 Euro ausgezeichnet wurde.

Die gleiche Auszeichnung erhielt Dr. Daniel Scharf aus der Abteilung Molekulare und Angewandte Mikrobiologie für seine Arbeit über den Aufbau von Gliotoxin. Dieses Gift wird vom Pilz Aspergillus fumigatus gebildet – bekannt als grüner Schimmel auf Brot oder Kompost. Täglich atmen wir Sporen des Pilzes ein, meist ohne Folgen. Bei einem geschwächten Immunsystem jedoch kann es zu schwerwiegenden Infektionen kommen. Eine Schwefelgruppierung in Gliotoxin ist für die giftige Wirkung verantwortlich, die die Infektion so gefährlich macht. Dr. Daniel Scharf ist es gelungen, zu klären, wie Schwefel in das Gift gelangt. Damit kann jetzt nach Möglichkeiten gesucht werden, den Einbau von Schwefel in Gliotoxin zu verhindern und das Gift so unschädlich zu machen.

Unter den wissenschaftlichen Postern ist das von Dr. Ilse Jacobsen aus der Abteilung für Mikrobielle Pathogenitätsmechanismen hervorgestochen. Die Wissenschaftlerin stellte ihre Arbeiten über eine seltene, aber schwerwiegende Schimmelpilzinfektion vor. Sporen des Pilzes Lichtheimia spp. werden über die Atmung aufgenommen, wachsen im Gewebe zu einem Pilzgeflecht heran und zerstören die menschlichen Zellen. Zwar befällt der Pilz nur Personen mit geschwächtem Immunsystem, doch darf Lichtheimia nicht unterschätzt werden: Die betroffenen Gewebestellen müssen chirurgisch entfernt werden, oft endet die Krankheit gar tödlich. Ilse Jacobsen und ihr Team entwickelten ein Infektionsmodell, mit dessen Hilfe der Infektionsverlauf nachvollzogen werden kann. Die Arbeit gibt damit den Startschuss für weitere Untersuchungen und mögliche Therapieansätze. Das Poster wurde mit 250 Euro prämiert.

Dass Mikrobiologie auch sehr attraktiv sein kann, beweist das von Prof. Bernhard Hube eingereichte Foto. Es zeigt zwei Kolonien des krankheitserregenden Hefepilzes Candida albicans. Die weißen Ausläufer werden von fadenförmigen Zellen gebildet, mit denen der Pilz in das Gewebe eindringt. Das aufsehenerregende Bild erlangte in Fachkreisen schnell Berühmtheit und wurde von den 250 Teilnehmern der Tagung auf den zweiten Platz im Fotowettbewerb gewählt.